Entwicklung eines digitalen B2C-Geschäftsmodells
Aufbau eines digitalen Geschäftsmodells mit B2C-Fokus durch die Entwicklung einer App zur Auswertung und Speicherung von Ergebnissen aus der elektronischen Schießanlage OpticScore.
Die DISAG GmbH & Co KG stellt neben Scheibenauswertegeräten vor allem elektronische Schießanlagen, Laserschießanlagen für Kinder und Trainingsanalysesysteme für Sportschützen her. Seit der ersten Patenterteilung im Jahr 1978 entwickelt DISAG durchdachte Qualitätslösungen im Schießsport und stellt diese selbst her.
Etwa die Hälfte der rund 15.000 Schützenvereine in Deutschland setzen auf DISAG-Produkte, die elektronische Schießanlagen, WLAN- und Tablettechnologie, Scheibenauswertungssystem, Schießsport-Liveticker und Software für Munitionstest umfassen.
Kunde
DISAG GmbH & Co KG
Branche
Elektroindustrie
Herausforderung
Die DISAG GmbH & Co KG verkauft ihre Schießanlagen an Schützenvereine. Endnutzer:innen sind aber die Sportschütz:innen als Mitglieder dieser Vereine. DISAG hatte somit keinen direkten Kontakt zum Endkunden und vor allem keinen Zugriff auf die große Menge an generierten Daten, die zur Auswertung des Nutzungsverhaltens oder zur Monetarisierung genutzt werden können.
Außerdem überzeugten DISAG Schießanlagen zwar bereits mit ihrer Qualität und durch eine eigene, besonders genaue Messmethode. Die Anlagen sollten sich im Vergleich zu anderen Herstellern in Zukunft aber noch mehr unterschieden. Dafür war mit einem QR-Code an den Anlagen zwar bereits der Grundstein gelegt, das klare Alleinstellungsmerkmal fehlte aber noch.
Neben der Wartung der Schießanlagen ist der Verkauf dieser außerdem ein einmaliges Projektgeschäft. Die Nutzung generierte bisher keine wiederkehrenden Einnahmen.
Herangehensweise
DISAG will nun den Schritt vom B2B-Kontakt hin zu B2C gehen, um auch mit den Endkunden in Berührung zu kommen und so den Vertrieb direkter zu gestalten. Durch die Nutzung einer App besteht für DISAG die Möglichkeit, mit den Sportschütz:innen direkt in Kontakt zu treten und Daten über deren Nutzungsverhalten zu sammeln.
Mithilfe der App entsteht außerdem die Möglichkeit, Einnahmen zu generieren. Dafür bieten Premiumfunktionen in der App den Nutzer:innen die Möglichkeit, von einem erweiterten Funktionsumfang zu profitieren. Diese Zusatzfunktionen sollen dafür sorgen, dass die Schütz:innen die DISAG-Anlagen als noch attraktiver im Vergleich zur Konkurrenz empfinden.
Native App für iOS und Android
Die DISAG-App wurde mit React Native und dem Framework „Expo“ entwickelt. Dies ermöglicht native Apps für iOS und Android auf Grundlage einer gemeinsamen Codebasis. Die initiale Programmierung aber auch jegliche Updates und Weiterentwicklungen sind damit schneller und kostengünstiger möglich.
Expo-Libraries ermöglichen auch den Zugriff auf native Gerätefunktionen wie die Kamera und damit das Scannen und Erkennen von QR-Codes. Auch die In-App-Purchases von Abonnements konnten durch die Anbindung von RevenueCat sicher und für beide Plattformen (cross-platform) realisiert werden. Ein von uns mit Laravel entwickeltes Backend dient der App als Schnittstelle (API) zu Benutzer:innen und Schießergebnissen.
Expo Application Services (EAS) unterstützt dabei unsere agile Arbeitsweise durch Cloud Builds, die uns möglich machten, fortlaufend Test-Versionen der App für interne Tests zu kompilieren und bereitzustellen sowie die finalen App-Builds für die App Stores einzureichen.
Erkenntnisse über Endkunden
Durch die Nutzung der ShotsApp geben die Schütz:innen Daten an, die einen Einblick in das Verhalten beim Nutzen der Schießanlagen liefern. Diese Daten bekommt DISAG nun erstmals direkt und ohne Umwege vom Endkunden. So erhält das Unternehmen wertvolle Erkenntnisse, die vor der Entwicklung der ShotsApp nicht abrufbar waren.
Durch das neu gewonnene Wissen kann DISAG in Zukunft gezielt auf die Schütz:innen eingehen und auch die eigenen Anlagen sowie die App noch spezifischer weiterentwickeln. Außerdem ist es natürlich möglich, Feedback zur App zu geben oder Bugs zu melden, sodass die Weiterentwicklung mithilfe der Schütz:innen noch präziser möglich ist.
Verkaufsargument Digitalisierung
DISAG will in erster Linie Schießanlagen verkaufen und war deswegen ausschließlich im B2B-Bereich aktiv. Neben der bereits vorhandenen Qualität der Anlagen liefert die ShotsApp ab sofort ein zusätzliches Verkaufsargument. Vereine und vor allem Schütz:innen werden in Zukunft auf die App zurückgreifen wollen und sind deswegen auf die Kompatibilität der vereinseigenen Anlagen mit der ShotsApp angewiesen. So wertet die App die bisherigen Anlagen auf und hebt sie von der Konkurrenz ab.
Monatlich wiederkehrende Einnahmen
Für die DISAG GmbH & Co KG entstand durch die Entwicklung der ShotsApp ein neues Geschäftsmodell, das sich vom bisherigen analogen Geschäftsmodell unterscheidet und nun erstmal einen B2C-Ansatz verfolgt. Zwar ist die App in der Grundversion kostenlos für alle Schütz:innen nutzbar, allerdings besteht die Möglichkeit, die App auch in einer Premiumversion mit weiteren Funktionen zu nutzen, wofür monatliche Kosten anfallen. Durch diese Kosten generiert DISAG wiederkehrende Einnahmen und erweitert das eigene Geschäftsmodell um eine digitale Komponente.
Erleichterung für Schütz:innen
Die ShotsApp digitalisiert nicht nur die Schießanlagen und liefert die Ergebnisse auf die Smartphones der Nutzer:innen. Zusätzlich fungiert die App ab sofort als Notizbuch und speichert die Ergebnisse der Schütz:innen. So ist es den Nutzer:innen möglich, die Dokumentation, die bisher händisch geschah, durch das einfache Scannen des Codes zu erledigen.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Ergebnisse auch ohne aktive Internetverbindung zwischenzuspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt hochzuladen. Dadurch haben Schütz:innen ihre Ergebnisse zu jeder Zeit in der Hosentasche und können ihre Leistungen analysieren. Dazu gehören unter anderem auch ganze Schussfolgen, die mittels einer Animation aufgerufen werden können und Aufschluss über das Schießverhalten der Schütz:innen liefern.
Kurze Wege der Kommunikation
Um die Zusammenarbeit mit DISAG möglichst effizient zu gestalten, wurde zur asynchronen Kommunikation das Projektmanagement-Tool Basecamp genutzt. Für beide Seiten war so zu jeder Zeit der Fortschritt im Projekt einsehbar, ohne regelmäßig Telefonate oder Meetings vereinbaren zu müssen.
Mehr über die Zusammenarbeit verraten die Geschäftsführer von DISAG, Stefan Spiller und Florian Herrnleben, und Designer Andreas Fischer von medienreaktor im Video.
Mehrwert für alle Beteiligten
Mit der ShotsApp steht den Mitgliedern der Schützenvereine ein nützliches Tool zur Verfügung, das im Trainingsalltag die Dokumentation des eigenen Fortschritts ermöglicht und die Nutzung der Schießanlagen vereinfacht.
DISAG profitiert gleichzeitig vor allem von den neu gewonnen Daten der Schütz:innen, die in diesem Ausmaß noch nicht vorlagen und die für DISAG die Grundlage zukünftiger Projekte sein können. DISAG orientiert sich mit der ShotsApp erstmals weg vom B2B-Geschäftsmodell hin zu B2C. Mithilfe der ShotsApp entstand eine digitale Komponente des DISAG-Geschäftsmodells, das zusätzliche Einkünfte generiert.
Durch die kurzen Kommunikationswege war die schnelle Entwicklung erster Prototypen möglich und die Grundlage für die kontinuierliche Weiterentwicklung der App ist vorhanden. Die DISAG ShotsApp ist ein hervorragendes Beispiel für die Digitalisierung eines Geschäftsmodell, das den Nutzer:innen einen echten Mehrwert bietet und dem Kunden zum einen Einnahmen generiert, vor allem aber den Zugriff auf wertvolle Daten ermöglicht.